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Pontedera,
die Wespenstadt
Wenn man mit dem Lineal eine Linie
zwischen den Orten Pontedera,
Altopascio und
Empoli zieht, entsteht ein Dreieck, das man quasi als Niemandsland der
Toskanareisenden bezeichnen könnte.
In diese wenig
erbauliche Gegend verirrt sich höchstens einer, der
den
Autobahnzubringer Altopascio sucht oder der von Florenz via Empoli ans
Meer
düst.
Pontedera ist
wahrscheinlich der größte Ort der Toskana, der
in kaum einem
Reiseführer auftaucht. Dabei ist die gesichtlose Industriestadt
die
Geburtsstätte zweier drolliger Insekten, die sich von dort aus
über ganz
Italien ausgebreitet haben : der Wespe und der Biene.
In den
Fabrikhallen der Firma Piaggio rollen die zweirädrige Vespa
und die
dreirädrige Ape 50 massenhaft von den Bändern, um uns in
ihrem gar nicht so
kurzen Leben fortan zu piesacken, so wie es sich für echte
Insekten nun mal
gehört. Die Vespa tritt heute meist großstädtisch in
ganzen Schwärmen auf, die
sich bevorzugt in der Nähe von Bars und Schulen zusammenrotten -
der behäbigen
Ape begegnen wir hingegen vorwiegend als schwerbeladenem Arbeitstier
auf engen
Landstrassen, wo sie sich mit bläulichen Giftwolken, die sie aus
ihrem
Hinterteil presst, gegen die PS-starken Vierräder erfolgreich zur
Wehr setzt.
Doch weil sie so
proper aussehen, haben wir diese toskanischen
Blechtierchen
alle ein bißchen liebgewonnen. Wer hat sich nicht schon
amüsiert über eine
knallgelbe Ape mit Überrollbügel oder ein tomatenbeladenes
Dreirad, durch
dessen Heckfenster man deutlich Hut und Hosenträger des Fahrers im
winzigen
Cockpit erkennen kann.
Und die Vespa ist
sowieso ein Kultobjekt, spätestens seit Audrey
Hepburn ihren
zierlichen Po auf den Soziasitz presste. Vespafahren ist pure Eleganz
und Ästhetik.
Fare bella figura ! Das wohlgerundete Blech macht die Vespa feminin -
chromblitzende Accessoires setzen verlockende Akzente.
Die Vespa
versprüht den Sexappeal der Nachkriegsjahre, dralle
Formen und
unerfülltes Verlangen im Stil amerikanischer Pinup-Girls.
Safer-Sex, zu dem
Pirelli die passenden Gummis liefert. |
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Auf
ihrer Ladefläche liegt
Italien
VON TIMO VÖLKER (Die Presse) 11.02.2006
Seit bald 60
Jahren motorisiert die Piaggio Ape, Missing Link zwischen
Transporter und selber tragen, das Kleingewerbe in Italien. Aber wie
lange
noch?
Der Youngster
blickt nicht gerade mit prahlerischem Ausdruck aus dem
Seitenfenster seiner Ape. Das Fahren in dem dreirädrigen,
knatternden
Blechgefährt mit der Bonsailadefläche geht kaum als cool
durch, selbst hier
nicht, im landläufigen Italien. Und das wird den Niedergang der
„Biene“
(italienisch Ape) besiegeln: Die Alten (Kennzeichen: mürrischer
Blick,
Zigarette im Mundwinkel) sterben aus, und die Jungen fahren lieber
Auto. Die
Biene wird ihre Schuldigkeit bald getan haben.
Nicht zu
übersehen
Eine kleine
Modelloffensive bemüht sich redlich, das Unvermeidbare
aufzuhalten.
So gibt es das Modell Ape „Cross Country“, ein Kabinenroller mit
SUV-Look, ein
„trendy Pick-up“ mit Überrollbügel, lacki
erten Rammschutzleisten und
Allwetterreifen. Slogan: „Mit der Ape 50 Cross wird dich niemand
übersehen!“
Eben.
Von Ausflügen
ins schwere Gelände ist freilich abzuraten. Und
wo immer etwas
gerammt wird, sollte keine Ape im Spiel sein. Die Kollision mit einem
normalen
Auto könnte einem glatt den Tag verderben. Der Ape-Fahrer eignet
sich auch
besser eine eigene Kurventechnik an – das Fahren mit nur einem Rad vorn
will
gelernt sein. Zur Sicherheit wird es nie allzu schnell: Die 50er Ape
hat den
Motor eines Mopeds, trägt aber eine aerodynamisch wenig hilfreiche
Kabine vor
sich her. Gesteuert wird je nach Modell und Ausführung mittels
Griffen wie auf
der Vespa oder mit einem richtigen Lenkrad.
Im Winter legen
die Besitzer schwere Bausteine auf die Ladefläche,
denn mit
etwas Druck auf der Hinterachse lässt sich mehr Traktion
herausholen. So kann
man auch auf Schnee recht sorglos durch die Gassen knattern. Der
Lokalaugenschein zeigt: Die Ape ist eine Gefährtin fürs ganze
Jahr.
Es zieht freilich
ein wenig im Cockpit. Ursprünglich, in ihrem
Geburtsjahr
1947, war die Ape eine Art überdachte Vespa (italienisch Wespe).
Dann kamen
immer neue Versionen und Motorisierungen, und bald knatterte das
gesamte
Kleingewerbe von Neapel bis Udine auf drei Rädern durch die
Gegend. 1969 kam
die Ape mit 50 Kubik, womit sie als Moped führerscheinfrei zu
fahren war. Heute
ist sogar eine Diesel-Ape im Programm. Die Nutzlast beschränkt
sich bei den
Kleinen auf 200 Kilogramm, die Großen stemmen auch 700 kg. Die
Vorteile waren
klar wie Grappa: billig in der Anschaffung, quasi im Wohnzimmer zu
reparieren,
tauglich für die Altstadt wie für den Feldweg, sparsam im
Verbrauch und eben
führerscheinfrei. Die Ape war das Missing Link zwischen
Transporter und selber
tragen.
Wir begegnen der
Ape mit italophiler Zuneigung, bald kommt Nostalgie
dazu. Denn
irgendwann werden EU-Richtlinien dem blechernen Knattervehikel den
Garaus
bereiten.
Kein Exportschlager
Warum machte die
Ape bei uns keinen Meter? Wir haben Josef Faber,
Inhaber des
gleichnamigen Moped- und Motorradhandels in Wien, befragt. Das
Geschäft ist
Piaggio-Importeur der ersten Stunde. Antwort: „Wir haben schon ein paar
Apes
verkauft, vorwiegend an Gärtnereien im Großraum Wien. Aber
der Hemmschuh für
eine größere Verbreitung war wohl die Winterschwäche.
Mit nur einem mittigen
Rad vorne können Sie die Spuren der Autos nicht gescheit
nachfahren. Und
kuschelig warm wird es im Innenraum auch nicht gerade.“
Damit steht fest:
Österreich hat sich aus reiner Warmduscherei der
Ape
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Wespen
und Bienen
Quelle: der
Schmuttertalbote
nerven den unbedarften Autofahrer auf Italiens Strassen allenthalben.
Ich meine damit nicht die stachligen Insekten, sondern die ebenfalls
sehr giftigen und brummenden Zwei- und Dreiräder namens Vespa und
Ape 50. Den Ape-Fahrer erkennst Du an seiner typischen Kleidung (blaue
Arbeitshose und weisses Unterhemd) und an der Eigenart, mit diesem
jammernden Moped mit Ladefläche in
selbstmörderischer Absicht kurz vor Dir aus einer
Seitenstrasse einzubiegen. An Markttagen wird jeder Kubikzenti-meter
des winzigen Cockpits durch die Pfunde der mitfahrenden Mamma
ausgefüllt, was die Spurtstärke des Gefährts praktisch
auf den Nullpunkt bringt. Äusseres Kennzeichen dieser
Doppelbelastung sind blaue Giftwölkchen, welche die Biene leidend
aus ihrem fiebrig heissen Hinterteil in Dein
Lüftungssystem preßt.
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Die
Blech-Biene
Quelle: Thomas Hillenbrand
Erschienen auf SPIEGEL ONLINE am 21.11.2007
Seit 1948 ist Piaggios Ape das
Lieblingsgefährt italienischer Pizzabäcker und Lieferanten.
In Deutschland ist der Kleinstlaster eher selten - dabei taugt er
durchaus als urtümliches Spaßmobil.
Wo ist hier bloß der Rückwärtsgang? Hat die Ape
überhaupt einen? Ja, sie hat: Während die linke Hand den
Kupplungshebel heranzieht, muss die rechte einen schwarzen Metallstab
umfassen, der roh aus dem Fahrzeugboden ragt. Dann die Beine gegen die
Kabinenfront stemmen, den Oberkörper nach hinten werfen und schon
rastet la marcia indietro ein. Dazu gibt das
unsynchronisierte Getriebe ein hässliches Krachen von sich. Aber
keine Sorge, das ist ganz normal.
Piaggios Kleinstlaster Ape (Biene) ist ein urtümliches
Gefährt, 1948 von Enrico Piaggio und dem Flugzeugingenieur
Corradino d'Ascanio als preiswertes Transportfahrzeug für das
boomende Nachkriegsitalien ersonnen. Auf Schnickschnack verzichtete die
Rollerfirma - billig sollte das Lieferantenpendant der Vespa (Wespe)
stattdessen sein um mühelos durch verwinkelte römische Gassen
zu steuern. "Bis heute ist das Grunddesign im wesentlichen
unverändert geblieben", sagt Unternehmenssprecher Wolfgang
Witzani.
In der Tat. Die Ape besitzt weder Heizung, noch Radio. Der Fahrersitz
ist nicht verstellbar. Das Dreirad ist im Prinzip nur ein schnöder
Fünfziger-Roller, der mit Blech ummantelt wurde. Das Interieur ist
spartanisch, die Motorleistung überschaubar: Ein Zweitakter mit
49,8 Kubikzentimeter beschleunigt die Biene auf bestenfalls 40 km/h,
fettleibige Fahrer müssen sich mit weniger Schub begnügen.
Das tut dem Fahrspaß jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Selten
ist man Fahrzeug und Straße so nah wie beim Ape-Fahren. Jeder
Schlag des Hamburger Kopfsteinpflasters geht direkt in die Knochen,
jeder Gangwechsel ist wie ein Tritt ins Kreuz. Dank der geringen Breite
(knapp 1,30 Meter) und dem winzigen Wendekreis zirkelt man auch mit
Höchstgeschwindigkeit mühelos durch schmale Straßen.
Die Ape zuckelt dahin, fühlt sich aber mächtig schnell an. Es
ist ein bisschen wie Trabi fahren.
Anfangs stehen einem die Schweißperlen auf der Stirn, denn die
Ape verlangt vor allem im Abendverkehr Koordinationsfähigkeit. Das
unsynchronisierte Getriebe ist zickig, die Fußbremse
beißfaul. Erschwerend kommt hinzu, dass mangels
Cockpitbeleuchtung alle Verrichtungen im Halbdunkel stattfinden
müssen. Das stresst den ungeübten Fahrer. Später
gewöhnt man sich daran.
Platz für den Irren in der knatternden Kiste
Weil der Lasten-Kasten breiter ist als die Vorderkabine, sieht man beim
Höllenritt mit der Ape nicht allzu viel von dem, was die anderen
auf der Straße so treiben. Da hilft nur italienische
Gelassenheit. Außerdem ist die Ape im deutschen Straßenbild
derart selten, das die anderen Verkehrsteilnehmer ohnehin ganz von
selbst auf das wunderliche Gefährt achten. Überhören
kann man den knatternden Zweitakter ohnehin nicht.
Eine Testfahrt im Hamburger Innenstadtverkehr zeigt: Selbst
tonnenschwere Geländewagen bremsen vorsorglich ab, wenn eine Ape
ihren Weg kreuzt. Das Verhalten ähnelt jenem von muskelbepackten
Bodybuildern, die einem drahtigen kleinen Typen ausweichen, der ihnen
entgegentorkelt und irgendwie nach Ärger aussieht. Auch der
Piaggio-Laster signalisiert: Achtung, hier kommt ein bereifter Irrer.
Also aufgepasst, denn wer sich freiwillig mit so einem Gefährt in
die Rushhour begibt, dem ist vermutlich alles egal.
Connaisseure kalauern, nur drei Berufsgruppen könnten mit der Ape
etwas anfangen: Pizzafahrer (weil sie Italiener sind),
Friedhofsgärtner (weil sie enge Wege befahren müssen) und
Alkoholiker (weil sie keinen Pkw-Führerschein mehr haben). Doch
auch für alle anderen ist Piaggios Ape interessant. Da ist
zunächst das Finanzielle. 4474 Euro kostet die auch als Pickup
erhältliche Ape. Dank des Fünfziger-Motors darf man mit
Versicherungskennzeichen fahren, was lediglich 100 Euro im Jahr kostet.
Für so wenig Geld bekommt der Ape-Pilot viel Coolness-Faktor. Wo
die Biene auftaucht, steht sie im Mittelpunkt. Passanten gaffen. Frauen
kreischen. Porschefahrer weinen. Wer in seiner Ape durch In-Viertel wie
die Schanze oder den Prenzlauer Berg knattert, kann sich seiner Rolle
als Trendsetter sicher sein. Er darf Pkw-Normalos mit mitleidigen
Blicken abkanzeln. Die armen Würstchen müssen
schließlich Mini oder BMW Z8 fahren und das auch noch langsam -
zumindest, solange sie eine Ape vor der Nase haben.
Für Fahrten jenseits des Fünf-Kilometer-Radius ist die Ape
nichts. Doch wer sein Auto ohnehin nur zum Supermarkt und zurück
bewegt, dem mag das kleine Laster ausreichen. In den Kofferraum des
Kastenwagens passen ungefähr 1500 Liter, also genauso viel wie in
die Kombiversion der Mercedes C-Klasse. Ab 200 Kilo wird es allerdings
heikel. Ob die Zuladung zu heavy ist, prüft man am besten auf die
italienische Weise: Wenn sich die Hinterräder mehr als 20 Grad
neigen, ist die Fuhre voll.
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